Wie ich mal knietief im Schlamm stand

7 Uhr klingelt mein Wecker viel hab ich nicht geschlafen und so schleppe ich mich halb im Schlaf ins Badezimmer.
Den Rucksack hab ich am Abend schon fertig gepackt außerdem hab ich alle Sachen von denen ich glaube das ich sie die nächsten Tage nicht benötigte in meinen kleinen Rucksack gestopft.
Nach dem ich meine Rechnung bezahlt habe stapfe ich los.
Bis zum Top Tour Guesthouse Mongolia  sind es nur knapp 300 Meter, so daß ich fast pünktlich kurz nach 8 ankomme.
Kati, Fips und Andy sind schon da, weil das Hostel von Mayliss weiter weg ist wird sie abgeholt.
Nach dem Frühstück wird es langsam ernst, wir schnappen unsere Rucksäcke ich schreib noch schnell eine letzte Nachricht für die Familie weil ich ja für die nächsten Tage offline bin.
Unten sehen wir dann zum erstenmal unser Gefährt. Die nächsten 9 Tage werden wir also in einem russischen UAZ 452  verbringen.

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Fahrer und stolzer Besitzer dieses Autos ist Tugsuu (ausgesprochen Tuxa) und unsere „Reiseleiterin“ stellt sich als Xamaa (Hama ausgesprochen) vor.
Unsere Sachen sind schnell verstaut und in null Komma nix stecken wir in Ulaanbaatar im Verkehr fest.In der Mongolei leben ca. 3 Millionen Menschen , die Hälfte davon lebt in Ulaanbaatar und ich hab so langsam das Gefühl das alle 1,5 Millionen Einwohner dieser Stadt heute mit dem Auto auf der Straße sind.

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Es dauert ewig bis wir endlich aus der Stadt raus kommen.
Über eine recht gute Asphaltstraßen für und der Weg immer weiter Richtung Nordosten vorbei an endlosen Wiesen und flachen Hügeln und Bergen.

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Ab und zu kreuzt eine Herde Ziggen, Schafe oder auch mal Pferde unseren Weg, denen durch wildes hupen gezeigt wird wer hier Vorfahr hat.
Gehen halb 2 verlässt Tugsuu die Straße und wir fahren ein paar hundert Meter offroad bevor er den UAZ auf einer Wiese zum stehen bringt.
Lunch time ist das Stichwort.
Schnell wird der Kofferraum unseres Gefährts ausgeräumt.
Töpfe, eine Pfanne und Gaskocher werden aufgebaut und Xamaa beginnt Gemüse zu schneiden.

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Wir nutzen die Zeit um etwas die Umgebung zu erkunden und die Beine zu vertreten.
Nur um zu schauen wie weit wir schon gekommen sind, öffne ich die Geocaching App auf meinem Handy.
Ich traue meinen Augen nicht und die Aufregung steigt, als ich bemerke das etwa 200 Meter von uns entfernt eine Dose versteckt ist.

Schnell krame ich aus meinem Rucksack einen Stift hervor und beginne den Aufstieg zur Sitze des Kleinen Berges auf den mein GPS zeigt.
Auf dem Weg nach oben kommt mir Mayliss entgegen und weil 4 Augen besser sehen als 2 nehme ich sie nach dem ich ihr kurz erklärt hab was ich vor hab mit nach oben.
Ein wenig suchen müssen wir schon bis sich der kleine blaue Behälter zeigt und als ich ins Logbuch schaue steigt meinen Freude über den ersten Found in der Mongolei noch ein wenig mehr, weil ich der Erste bin der diesen Cache in den Händen halten darf.
FTF!!!*
Über glücklich geht es dann wieder zurück zum Auto, wo das Essen das Hama für und gezaubert hat warte.
Noch können wir draußen essen aber wenn man in die Richtung schaut in die wir weiter fahren sind viele dunkle Wolken zu erkennen, die nichts Gutes bedeuten.
Kurze Zeit später fängt es dann auch an zu regnen was Bis auf die Tatsache, daß unser Dachfenster nicht ganz dicht ist keinen weiter stört.

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Nach etwa 1,5 Stunden hält unser Fahrer wieder an und macht sich an den Reifen zu schaffen.
Im ersten Moment glaube ich, das er etwas Luft ablässt, weil wir gleich offroad fahren.
Bald ist aber klar, daß der Reifen dieses schon erledigt hat…..wir haben einen Platten.

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Für Tugsuu aber kein Problem, er trotzt dem miesen Wetter und wechselt in Windeseile das Rad.
Nach ein paar Kilometern ist es endlich so weit und wir biegen nach rechts auf einen sehr matschigen Weg ab.
Ab jetzt sind es etwa 35 km bis zum Ziel.
Der Regen wird immer schlimmer und die „Straße“ ist total aufgeweicht und schlammig.

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Gleich nach etwa einem Kilometer kommt unser Fahrzeug ins rutschen und macht ne 180 Grad Drehung was von Tugsuu nur mit einem „Huppa“ kommentiert wird.
Dieses „Huppa“ hören wir auch jedes mal wenn wir etwas zu schnell über eine doch etwas zu hohe Bodenwelle oder durch ein tiefes Loch fahren.
Ein mords Gaudi und wir beginnen mit zu rufen wärend wir wie in einer Waschmaschiene durchgeschüttelt werden.
Was auffällt ist das jede Menge andere Autos in die selbe Richtung unterwegs sind, auf den schlammigen Wegen sind mehr Fahrzeuge zu sehen als vorher auf der Asfalt Straße.
Ich würde mal behaupten, das 40% der anderen Wagen auch nicht für diese Art von Straße gemacht sind so ist es nicht ungewöhnlich wenn wir mal an einem Toyota Prius vorbei kacheln.
Überall stecken Fahrzeuge im Matsch fest aber unser russisches Urviech ist für diese Art von Wegen gemacht und ackert sich immer weiter dem Ziel entgegen.
Dann stoppt Tugsuu kurz, öffnet die Motorhaube (welche sich praktischer weise zwischen Fahrer- und Beifahrersitz befindet) werkelt kurz herrum und zeigt uns lachend den Ventilator vom Kühler welcher in 3 Teile zerbrochen ist.
Er wirft das kaputte Ding in den Beifahrer Fußraum, startet den UAZ und die Fahrt geht weiter.
Wir fahren an vielen stecken gebliebenen Auto vor bei Bis wir dann bei einem Toyota der sich gut festgefahren hat anhalten.
Ein anderer versucht schon vergebens den Corolla aus dem Schlamm zu ziehen aber nix passiert.

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Kurzer Hand wird jetzt unser Fahrzeug angespannt und wir versuchen die Kiste aus dem Schlamm zu ziehen.
Eine schwierige Sachen, weil der Toyota so tief drin steckt das selbst der UAZ es nicht ohne weiteres schafft.
Plötzlich öffnet Fips, der sich das Schauspiel von draußen angeschaut hat die Tür und meint nur: „Jungs wir müssen schieben!“
Andy und ich klettern also aus dem warmen und trockenen Auto und werden draußen von einem ekligen kalten Wind und viel Regen begrüßt.
Schnell gehen wir zu dem im Schlamm steckenden Auto und versuchen zu viert zu schieben, wärend unser UAZ mit aller Kraft zieht.
Der Boden ist so matschig und ich befürchte weg zu rutschen, so daß ich in die Spur welche die vielen Autos zuvor hier gemacht haben gehe wo ich nen besseren Halt habe aber dafür fast bis zu den Knien in dem matschigen braunen Wasser stehe das sich hier gesammelt hat.
Jetzt steh ich also in der braunen Brühe und versuche zusammen mit den anderen mit aller Kraft das Auto aus dem Dreck zu schieben.
Die Freude ist riesig als sich der Toyota endlich bewegt und sich keiner von uns der Länge nach hin legt.
Sofort reicht mir einer der Mongolen lachend ein T-Shirt mit dem ich den Modder von meinen Beinen wischen kann.
Erst jetzt bemerke ich die Insassen des Corollas.
Auf dem Beifahrersitz der Wagen ist eine Mutter mit ihrem kleinen Kind welche mir winkend und lachend immer wieder „Thank you!“ „Thank you!“ Zu rufen.
So stehe ich also im Regen pasch nass und pott dreckig irgendwo in der Mongolei und bin glücklich und stolz wie Bolle auf unsere Leistung.
Zurück im Auto frage ich dann warum wir ausgerechnet diesen Leuten geholfen haben, weil ja wirklich überall die Autos im Schlamm fest hingen.
Die Antwort war simpel: „Diese Leute hatten einfach Glück.“

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Später hatte dann auch noch ein anderer Autofahrer Glück weil wir ihn mal schnell aus dem Matsch gezogen haben.
Nach einer langen Fahrt mit viel „Huppa“ erreichen wir endlich unser Ziel in der Ferne ist ein Kloster zu sehen und ein Camp in dem ziemlich viele Jurten aufgestellt sind.
Nach einigen warten weil die Polizei alle Zuwege zum Camp gesperrt hat können wir endlich unsere Unterkunft beziehen.

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Schnell ist das Gepäck in der Jurte verstaut und der Ofen wird befeuert.
Ich bekomme eine Schüssel mit Wasser um meine Beine zu waschen und Hama beginnt etwas zum essen zu kochen.
Fips und Andy beginnen Bier und Vodka zu verteilen und mir schwahnt nichts Gutes als später unser Fahrer Tuxa noch zusätzlich die Flasche Cognac öffnet welche er vorher von Fips für seine großartige Fahrleistung geschenkt bekommen hat.
Der Regen und der Sturm peitschen gegen unsere Jurte wärend wir drinnen gemütlich im warmen einen Heben.
Was für ein Tag!

*Für alle nich Geocacher: Wenn man der Erste ist der einen Cache findet nennt man das FTF was die Abkürzung für „First to finde“ ist. Für viele Cacher was ganz besonderes als erster im Logbuch eines Geocaches zu stehen.


4 Gedanken zu “Wie ich mal knietief im Schlamm stand

  1. Einen FTF in der Mongolei? Wie abgefahren!!

    Zwei Fragen 😉
    – Warum ist das Gelände von der Polizei abgesperrt?
    – Was gibt es denn unterwegs vom Kocher so zu essen?

    Viele Grüße
    aba

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    1. 1. Antwort Weil normalerweise nicht so viele Leute das Kloster besuchen und nicht hundert von Menschen auf dem Gelände campieren sollten.

      2. Antwort Viel Reis, Nudeln, Gemüse und Fleisch (Schaf oder Ziege) mal gebraten und mal als Suppe und ganz wichtig heißes Wasser für Kaffee.
      Sandwiches und Sushi gab es auch mal.
      Die Mongolen essen sehr gern fettiges Fleisch wo bei Hama schon ein wenig darauf geachtet hat das es für uns nicht zu fettig ist.
      Auf der 2. Tour die ich gemacht hab war das ein wenig anders aber das ist eine andere Geschichte; )

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  2. Wie ich mal an Fortuna glauben mußte:

    Da holt der Kerl mitten in der Mongolei, irgendwo im nirgendwo beim Mittags-Stopp das GPS aus der Tasche, entdeckt noch einen Cache in der Nähe, findet ihn und dann gleich noch FTF.

    Apropos Glück: Die Sache mit der Auswahl der Personen/Autos, denen aus der Patsche geholfen wird, finde ich auch stark.

    Neben dem Esse, was ja jetzt schon ausgiebig dargelegt würde, wäre so ein Jobsti-Schlamm-Bild jetzt zum Dessert noch unglaublich cool 😉

    IlPadrino.

    P.S.: Ich fahre zwar Corsa und nicht Prius, aber auch in überschaubarem Tempo läßt sich damit mächtig kacheln (kleiner Insider-Witz) 🙂

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