Wie ich mal einen Klumpen Zucker essen musste

Jetzt sitze ich also hinten auf dem Motorrad eines Vietnamesen dessen Namen ich schon längst vergessen hab
, wir fahren 2 Tage durch die Gegend und die Tour endet in einer Stadt dessen Namen ich auch nicht mehr weiß.
Wird sicher eine klasse Tour auf der ich ne Menge lerne und mit etwas Glück gehören zu den erlernten Dingen auch die Namen von Ziel und Fahrer.
Ich war ja nun recht kurze Zeit in Hue und hab es nicht geschafft die alte Zitadelle welche die Hauptattraktion diese Stadt ist zu besuchen.
Als wir an diesem riesigen Komplex vorbei fahren fragt mich mein Fahrer ob ich diese besichtigt habe.
Als ich mit „no“ antworte lacht er nur und meint, das er mir wenigstens einen anderen interessanten änlichen Ort in der Nähe zeigen kann.
Vorher halten wir aber noch in einem Geschäft und er kauft frisches Wasser und Snacks für die Fahrt.
Nach ein paar Kilometern halten wir wieder.
Wir stehen vor einer großen Mauer und mein Fahrer gibt mir zu verstehen das wir am ersten Highlight der kleinen Tour sind.
Ich bekomme eine Eintrittskarten und laufe eine Treppe die von großen Drachen flankiert wird hinauf zum Eingang des Geländes.

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Weil ich ehrlich gesagt immernoch nicht weiß wo ich hier überhaupt bin schaue ich erstmal auf die Karte in meinem Handy , „Tumb of Khai Dinh“ steht auf dem Display.
Das bringt mich doch schon ein wenig weiter.
Zum Glück hab ich mir ja auch den Reiseführer von Stefan Loose runter geladen.
Und nur 2 Minuten später weiß ich das ich hier an einem der Kaisergräber stehe wobei es sich bei diesem um das jüngste Grab handelt, weil der Bau erst 1930 beendet wurde.
Ne gute Stunde bin ich auf dem Gelände unterwegs und dank Loose Reiseführer bestens informiert.

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Weiter geht die Fahrt allerdings nicht sehr lange, vor dem Mittagessen machen wir erst einen Stop an einer Kautschukbaum Plantage und dann machen wir eine lange Rast irgendwo in einer Hütte am Straßenrand, ich bekomme Kaffee, eine Kleinigkeit zu essen und und lümmel in einer der Hängematten.

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Ich nutze die Zeit auch um meinen Fahrer nach seinen Namen zu fragen.
Als er lachend mit Binh antwortet muss auch er zugeben, daß er nicht mehr weiß wie ich heiße. 😁

Mittag gibt es dann in einem sehr urigen Lokal irgendwo am Straßenrand.
Wärend wir auf unser Essen warten präsentiert mir Binh noch ein weiteres Gästebuch, das er dabei hat.
„Zuhause hab ich einen ganzen Schrank voll solcher Bücher.“ Erzählt er mir stolz und ich muss sagen, bis jetzt hab ich meine Entscheidung mit diesem Man mit zu fahren noch keine Sekunde bereut.
Kurz bevor wir weiter fahren sehr ich ein paar große weiße Klumpen.
Ich frage Binh was das wohl ist und an Stelle zu antworten nimmt der Vietnamese einen etwa Faust großen Brocken, bricht ihn durch und gibt mir die Hälfte.
Genau wie meine Fahrer breche ich mir ein Stückchen davon ab und probiere es.
Wie ich es mir gedacht hab…..Zucker.
Ich will den Klumpen wieder zurücklegen aber Binh signalisiert mir, das der Batzen Zucker mit im Preis  inklusive ist also nehme ich ihn mit.
Langsam wird es bergig und der Dschungel wird dichter, Binh erklärt mir das wir jetzt auf dem Ho Chi Ming Trail unterwegs sind der in den letzten Jahren zu einer für vietnamesische Verhältnise sehr guten Straße ausgebaut wurde.

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Wer Lust und Interesse hat sollt mal bei Wikipedia nach schauen, was es mit der Geschichte dieser berühmten Straße auf sich hat.
Ich hatte zwar Lust zu schauen, jetzt aber fehlt mir die Muse es hier auch noch zu schreiben.

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Alle paar Kilometer machen wir einen Stop, so daß ich die Gelegenheit habe ein paar Fotos zu machen und die ganze Zeit habe ich den doofen Zucker in der Hand.
Ich muss das süße Zeug irgendwie los werden!
Lange zögere ich aber irgendwann fasse ich mir ein Herz und mir fällt der weiße Klumpen ausversehen aus der Hand.
Irgendwann stoppen wir wieder aber diesesmal ist es nicht die tolle Aussicht die meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, es ist ein kleiner Wasserfall der rechts neben der Straße rauscht.
Binh sagt nur „swimming in the waterfall.“

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Das muss er mir nicht zwei mal sagen, auch wenn meine Badehose und auch die „Notfallbuchse“ die mir meine Kollegen aus dem Konrad Zuse Hotel damals unteranderem zum Abschied geschenkt haben gerade nich in greifbarer Nähe sind.
Boxershorts tun es ja auch.
Ne gute halbe Stunde lümmel ich in dem natürlichen Whirlpool da kommt doch tatsächlich ein anderes Easy Rider mit 2 europäischen Gästen im Schlepptau.
Seit dem Tempel die Ersten nicht Vietnamesen die ich am heutigen Tag zu Gesicht bekomme.
Um den Beiden auch den Luxus  zu gönnen,  nen Wasserfall für sich alleine zu haben und weil es eh Zeit ist weiter zu fahren verlassen wir diesen tollen Ort. Bevor wir fahren nimmt sich Binh noch ein Stückchen von seinem Klumpen Zucker und fragt mich wo meiner ist.
Oh den hab ich wohl verloren antwortete ich (irgendwie) wahrheitsgemäß.
Kein Problem sagt er und gibt mir seinen Zuckerbrocken.
Oh wie ich mich freue!
Weiter geht die Tour über Serpentinen und durch kleine Dörfer.
Überall rufen, winken und lachen die Kinder und manchmal auch die Erwachsenen wenn sie uns sehen.
Auf jeden Fall lächelt hier wirklich Jeder.
Es ist einfach großartig!

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Irgendwann erreichen wir ein Städtchen , das so klein ist, daß sie auf meiner Karte nicht eingezeichnet ist.
Binh steuert unser Motorrad in die Garage eines großen neuen Hauses.
Man merkt, daß bin hier öfter zu besuch ist, weil er schnurstacks in die Küche läuft und 2 Bier aus dem Kühlschrank nimmt.
Wir stoßen auf den gelungenenTag an und auf die Frage ob ich „Happy“ bin kann ich natürlich nur mit einem breiten Grinsen und „Yes I am happy!“ antworten.
Binh macht den Vorschlag die Tour um ein paar Tage zu verlängern.
Lust hätte ich ja schon.
Allerdings möchte ich jetzt noch keine Entscheidung treffen.
Erstmal brauche ich ne Dusche.

Mein Zimmer ist modern, sauber ich hab ne Klimaanlage und ein eigenes großes Bad für mich allein.
So gut hab ich in den letzten Monaten noch nie gewohnt.
Alles super!

Nach dem ich mich frisch gemacht hab schlägt bin vor eine Runde durch das Städtchen zu laufen.
Vorher trinken wir noch 2 Bierchen dann gehen wir los.
Binh ist ne ziemlich coole Socke, der 42 Jährige Vietnamese stolziert mit mir im Schlepptau die staubigen Straßen entlang, überall schauen die Leute aus ihren Hütte und ich werde überall angesprochen.  „Hello! What’s your name!“
Ich ärgere mich ein wenig weil ich Handy und Kamera im Hotel gelassen habe.
Weil es überall so tolle und spannende Dinge zu sehen gibt.
Kinder spielen Fußball und Volleyball, Frauen sitzen vor den Hütten und machen Hausarbeiten, Männer lümmel in der Hängematte oder sitzen zusammen, trinken und lachen.
Frauen die sich  mit ihren Babys oder Kleinkindern beschäftigen.
Und ständig sind die Augen auf den Typen gerichtet, der sich hier pudelwohl fühlt aber irgendwie nicht ins Bild passt.

„Don’t drink to much alcohol!
You lost a lot of money when you are drunken!“

Die mahnenden Worte von  Kim habe ich noch im Kopf, trotz dem kann ich auf die Frage ob ich Lust hab Happy Water zu trinken nicht mit „Nein“ antworten.

Bewaffnet mit einer Flasche des selbsgemachren Reis Weines gehen wir zurück in unsere Unterkunft wo schon das Abendessen und ein paar Dosen kaltes Bier auf uns warten.
Es gibt 3 Gründe warum ich beim Abendessen richtig rein hau.
1. Es schmeckt fantastisch.
2. Ich hab Hunger.
3. Es ist bei dem Tempo in dem wir das Happy Water in uns rein schütten besser einen vollen Magen zu haben.

„Mo, Hai, Ba, JOH!“ Sind die wenigen Worte die ich auf vietnamesisch sagen kann und an diesem Abend sage ich das verdammt oft.
Für alle die in der Schule im Vietnamesisch Unterricht nicht genau aufgepasst haben hier die Übersetzung: „Eins, Zwei, Drei, PROST!“
Ja, ich hab wohl etwas zu viel getrunken.
Allerdings hat mein Fahrer genau so einen im Tee wie ich.
Binh fängt wieder an von einer Verlängerung der Tour zu sprechen aber ich sage ihm, daß ich erstmal eine Nacht drüber schlafen möchte.
Ich bin etwas betrunken und gerade deshalb möchte ich jetzt noch nichts dazu sagen.
Kurz bevor ich wirklich genug habe und mich in mein Zimmer verabschiede kommt die nächste kniffelige Frage.
Weil er nicht ganz so viel Geld dabei hat würde er sich gerne 1.000.000 von mir borgen.
Jetzt bin ich wirklich in der Zwickmühle.
Wie ich Binh in den letzten Stunden erlebt hab finde ich, das er ein sehr vernünftiger und ehrlicher Typ ist.
Andererseits hab ich immer noch die Warnung in meinem Kopf und bin mir nicht sicher ob das der Moment ist in dem ich über den Tisch gezogen werde.

Es gibt nur einen Weg das herauszufinden.
Ich gebe ihm das Geld und verabschiede mich dann in mein Zimmer.


2 Gedanken zu “Wie ich mal einen Klumpen Zucker essen musste

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