Wie ich mal im tiefsten See der Welt war (und sogar stehen konnte )

Weil ich pünktlich um 9 Uhr beim Frühstück sein möchte steh ich schon um 8 Uhr auf.
Außer mir sind noch 3 junge Russische Touristen auf den Beinen (2 schmucke Russinnen und ein Kerl)
Die Drei verlassen kurz vor mir das Camp.
Auch ich bin so gut wie fertig um los zu gehen, weil mir gestern erklärt wurde das es das Frühstück in einem Laden der etwa 80 Meter entfernt ist gibt.
Gerade als ich starten will kommt das Trio wieder zurück und er fragt mich etwas.
Ich versteh wie immer nix und sage das auch.
Nach kurzer Ratlosigkeit verstehe ich, das sie auch frühstücken möchten allerdings anscheinen den Laden nicht finden.
Also gehen wir zusammen los.
Ich bin mir sicher, daß es in einem Haus mit blauem Dach ist.
Dummerweise ist die Tür verschlossen. 😮
Anscheinend waren meine Begleiter vorher auch schon hier und hatten das selbe Problem.
Der junge Russe fasst sich dann ein Herz und klopft so lange bis uns geöffnet wird.
Wir dürfen eintreten und Platz nehmen wärend die Frau der Hauses in der Küche verschwindet um uns Kaffee zu kochen.
Als sie mit Kaffee und mit Käse überbackenen Wurst Broten wieder kommt unterhält sie sich mit den Dreien und da fällt wieder mein Name.
Jetzt ist klar mit wem Roma am Telefon über mich geredet hat, es war nicht der KGB sondern die Wirtin von dem Laden.
Jetzt wissen hier also alle wer ich bin, ich selbst aber kenne niemanden.
Zurück im Camp fragen mich die Drei dann ob ich Lust hab mit auf die Insel Olchon zu kommen.
Sicher habe ich Lust und 15 Minuten später sitze ich zusammen mit noch einer anderen, die ich vorher noch nicht gesehen hab im Auto und wir 5 fahren los.
Weit kommen wir nicht weil nach etwa 2 km die Fähranlegestelle ist und wir uns in die lange Schlange von Autos die hier darauf warten übersetzen zu können einreihen.

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Die 4 Unterhalten sich angeregt nur ich verstehe mal wieder nur Bahnhof.
Da plötzlich schaut mich junge Frau die neu dazugekommen ist an uns sagt:
„Ich hab dir ein Buch über die Donau da gelassen.“
Ich bin etwas verwirrt und denke zu erst das das ein Satz ist der hier im den Schulbüchern steht.
Aber schnell wird klar das sich ihre deutsch Kentnisse nicht nur auf diesen einen Satz beschränken.
„Die Drei wundern sich wie du es geschafft hast ohne russich zu können bis hier her zu kommen. “
Sagt sie und stellt sich als Katja vor.
Kati lebt in Österreich hat aber russische Wurzeln und reist gerade mit ihrem Freund von Wien nach Wladiwostok.
Mit ihr Hilfe kann ich meinen neuen russischen Freunden die ich ab jetzt Kola (Nikola), Alissa und Vicki nennen kann ein paar meiner Erlebnisse erzählen.
Katja möchte auf die Insel, wo ihr Freud wartet mit dem es dann weiter per Fähre nach Irkutsk und dann nach Ulambator reisen möchten weil sie dort ihre Russland Visa verlängern wollen.
Weil sie eventuell eine günstige Mitfahrgelegenheit in die Mongolei hat tauschen wir unsere Nummer aus.
Nach etwa ner halben Stunde ist es mit der trauten Fünfsamkeit vorbei, weil Kati keine Zeit mehr hat mit uns auf die Fähre zu warten und allein weiter geht.
Es dauert noch 1,5 Stunden bis wir endlich an der Reihe sind und auf die Insel Olchon überfahren konnen .

Und jetzt aufpassen weil mit den nächsten Sätzen erfülle ich meinen Bildungsauftrag und ihr könnt etwas lernen. (Wenn ich wieder da bin gibt’s villeicht einen unangekündigt Test😂).

Die Insel Olchon ist mit etwas über 71 km länge die Größte Insel im Baikalsee.
Erst im Jahr 2005 wurden die paar Dörfchen die auf der Insel sind an das Stromnetz angeschlossen und mit dem Strom kam auch der Tourismus.
Asphaltstraßen gibt es dort bis heute nicht weshalb man auf Olchon immer auf staubigen Sandwegen unterwegs ist.
Khouzhir ist das größte Dorf auf der Insel und wird inoffiziell gern als Hauptstadt Olchons bezeichnet.

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Genau dieser Ort ist unser heutiges Ziel.
Weil die offizielle „Straße “ in einem schlimmen Zustand ist versucht jeder hier mit seinem Auto einen besseren weg zu finden so sind rechts und links neben der richtigen „Straße“ zig neue staubige Wege entstanden und jeder versucht den besten Weg zu nehmen.

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Zum Teil erinnert das Bild an eine Rallye weil überall Autos in die selbe Richtung brettern.
Ich beneide Kola ein wenig weil ich auch gerne mit voll aufgedrehtem Radio über die staubigen Wege düsen wurde.
Apropos Musik im Auto, die Russen haben ja zum Teil einen komischen Musik Geschmack so hört man z.B. fast überall Modern Talking.
Hier im Auto ist Alissa für die Musik zuständig und im Laufe der wilden Fahrt bekomme ich sogar ein deutsches Lied zu hören.
Ich glaube ab heute werde ich immer wenn ich an die abenteuerliche Fahrt zur Hauptstadt Olchons denke mit singen anfange. „Eins Zwei Polizei, drei vier…..😂“

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Endlich am Ziel gehen wir dann erstmal essen, hier probiere ich zum erstenmal Buusy das sind mit Hackfleisch und Zwiebeln gefüllte gedämpfte Teigtaschen.

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Das nächste Ziel ist der Strand aber natürlich müssen wir vorher noch was zu trinken kaufen.
Mit einer Flasche Wasser für die Mädels und 3 Flaschen Bier (1,5Liter PET) mehr im Gepäck fahren wir mit dem Toyota bis direkt ans Meer anscheinend hat man es hier nicht so mit dem laufen, weil das wirklich Alle so machen.

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Direkt neben dem Platz den wir uns hier ausgesucht haben steht eine aus Brettern zusammen genagelte Rutsche auf der man für 50 Rubel mit Luftkissen ins Wasser rutschen kann.
Kola und ich müssen den Spaß natürlich gleich ausprobieren und so kommt es, das ich ab heute von mir behaupten kann, das meine erste vollkontackt Berührung mit dem Baikalsee über eine steile Holzrutsche zustande kam.
Wir verbringen den ganzen Tag hier am Strand und ich hab Zeit mir ein besseres Bild über meine neuen Freunde zu machen.
Ich bin mir sicher das es Kolas Idee war mich mit zu nehmen.
Er hat nen genialen Humor und ist froh jemanden zu haben mit dem er Bier trinken kann.😁
Seine Freundin Alicia sieht klasse aus, ist ziemlich intelligent und ist die vernünftige in dem Trio.
Sie und Kola passen wirklich super zusammen.
Bleibt nur noch Vicki, die man meist mit ihrer sicher nicht ganz günstigen Kamera hantieren sieht.
Vicki verhält sich manchmal wie ein Kind und macht einfach nur albernen Blödsinn und im nächsten Moment ist sie ganz ruhig und in sich gekehrt.
Was für mich ziemlich interessant ist.
Blöderweise kann ich mich hier recht schlecht mir den Dreien unterhalten weil wir mal wieder kein Netz haben und Google Translator offline nicht geht.
Übrigens ist einer unserer Lieblings Sätze, wenn wir mal wieder keinen Empfang haben „No Sputnik. “ 😂
Was sich wie „Davay, davay “ und „Tack“ zum running gag entwickelt.
Irgendwann wird es Zeit den Rückweg anzutreten.

Wie schon ein paar Stunden zuvor düsen wir über staubige Pisten immer weiter Richtung Heimat.
Plötzlich gibt es einen Schlag und sofort ist klar, daß war jetzt gar nicht gut.
Kola stoppt den Wagen sofort und seine Laune ist im Keller als er sich vorne links den Reifen anschaut.

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Sofort wird der Kofferraum leer geräumt und das Notrad herraus geholt.
Die kleine Zwangspause dauert etwa 15 Minuten bis wir das Hinterrad durch das Notrad und vorne das kaputte durch das, das vorher Hinten war ersetzt haben.
An der Fähre warten wir zum Glück nur ne halbe Stunde.
Bevor es dann zurück ins Camp geht machen wir noch kurz halt am Shop Baikal weil es hier Bustickets für meine Rückreise gibt (Kati hat mir erzählt, das die Tickets recht schnell ausgebucht sind und ich am besten schon 2 Tage vor meiner Abreise eins besorgen sollte).
Die Verkäuferin ist nicht gerade begeistert, das kurz vor Feierabend noch Kunden in ihren frisch gewischten Laden stapfen.
Nikola ist nur am Lachen und entschuldigt sich ständig, das ich ein Deutscher bin als ich die Laune der Verkäuferin noch weiter nach untenschraube und die Fahrkarte mit einem 5000 Rubel Schein bezahle.
Gegen halb elf sind wir zurück im Camp und ich verschwinde recht schnell in meiner Koje, weil ich recht müde bin.
Das Zimmer nebenan ist heute auch belegt und ich merke wie dünn die Wände sind, weil ich sogar das Atmen meines Nachbarn hören kann.
Das stört mich aber auch nicht weiter, weil ich hundemüde bin.

Gute Nacht Baikal.


3 Gedanken zu “Wie ich mal im tiefsten See der Welt war (und sogar stehen konnte )

  1. 😀 Das „Modern-Talking-Phaenomen“ kenne ich aus Kasachstan nur zu gut! Wie viele Stunden bin ich dort schon zu allen denkbaren Dancehall-Club-Radio-Edits durch die Steppe gefahren… es begann jedes Mal mit genervtem Augenrollen und endete in tagelangen Ohrwuermern!
    Vielen Dank fuer deine tollen Berichte!
    Liebste Grueße!

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