Das Happy Dragon in dem ich jetzt schon den 5. Tag residiere ist echt eines der besten Hostels in denen ich bis jetzt gewesen bin.
Saubere Zimmer, nettes Personal, im Innenhof eine Bar mit toller Dachterrasse und was ich wirklich richtig genial finde ist, das jedes Bett einen Vorhang hat, so daß man auch im 6 Bett Dorm ein wenig Privatsphäre hat.
Gestern Abend hab ich Bart kennengelernt, ein Kanadier der wenigstens schon Anfang 60 ist.
Bart scheint sein halbes Leben schon zu reisen, ist immer gut drauf und hat verdammt viele Geschichten auf Lager.
Er kommt gerade aus Nepal und davor hat er mal eben 6 Monate in Indien verbracht.
Von ihm höre ich auch zum ersten mal, das es um Moment gar nicht so ungefährlich ist nach Nepal zu gehen, weil in dem Land einige Unruhen herschen und aus dem Grund auch keine Busse mehr fahren.
Ich glaube ich verschiebe meinen Plan dieses Land zu besuchen erst einmal.:?
Etwas später gehe ich in mein Zimmer und das erste was ich sehe ist das mal wieder ein neuer Gast eingetroffen ist.
Wie üblich stell ich mich vor und als ich sage das ich aus Germany komme.
Bekomm ich als Antwort ein „Oh dann können wir ja auch deutsch reden.“
Einen kleinen Moment bin ich mit der Situation überfordert und ich bin kurz davor mit „Yeah nice! Were you from in Germany?“ oder so ähnlich zu antworten.
Schaffe es dann aber doch noch rechtzeitig auf deutsch umzuschalten.
Esra ist nur für 2 Wochen in Peking weil sie beruflich hier zu tun hat, genau genommen macht sie die erste Woche hier Urlaub und in der 2.Woche hilft sie bei einem Wissenschafts Workshop für Kinder. Weil sie gerade erst angekommen ist kämpft sie noch ein wenig mit dem Jetlag, deshalb lass ich sie sich noch ein wenig ausruhen und geh zurück in die Bar.
Bart erzählt, das er in der Nähe ein Restaurant entdeckt hat, in dem man alle Zutaten selbst zusammen stellen und diese dann frisch zubereitet werden.
Genau dieses Lokal wird zum Ziel eines kleinen abendlichen Ausflugs gewählt.
Ich frage Esra ob sie Lust hat uns zu begleiten und ein paar Minuten später laufen wir durch die Stadt um das Lokal von dem Bart so geschwärmt hat aufzusuchen.
Das Essen ist wirklich toll und obwohl ich wieder mal schwer mit meinen Erzfeinden (Stäbchen) zu kämpfen hab schaffe ich es Alles auf zu essen.
Wir streifen noch ein wenig durch die hell erleuchteten Straßen Pekings, lassen uns an einem der vielen Stände noch etwas zu futtern braten (hier sind die leckeren Heuschrecken um einiges günstiger) bevor es irgendwann Zeit wird zurück zu gehen.
Im Hostel machen wir es uns auf der Dachterrasse bequem, trinken etwas und essen heimlich* Sonnenblumen Kerne die wir vorher in der Stadt gekauft haben.
Meinen letzten ganzen Tag in dieser gigantischen Stadt nutze ich um den Himmels Tempel und den dazugehörigen riesigen Park zu besuchen.
Abends sitze ich zusammen mit Esra und Bart in der Bar des Happy Dragon und ich gebe hiermit offiziell zu, das ich anstelle des chinesischen Essens, welches ja Welt berühmt ist, mir eine Pizza reinpfeife.
Der nächste Tag ist fast nur für die Vorbereitung meiner bevorstehenden Zugfahrt reserviert.
Ich hab zwar viel Zeit, weil meine Bahn erst um 23.50 Uhr geht aber schließlich muss ich ja noch packen und Proviant besorgen.
Außerdem kann ich die Zeit nutzen um ein wenig zu schreiben (weil ich ja mit dem Blog noch irgendwo in der Mongolei unterwegs bin).
Kurz nach 22 Uhr verabschiede ich mich von Bart und der taffen Esra, schulter meinen Rucksack und laufe zu U-Bahn mit der ich zum Bahnhof fahre.
Obwohl es schon fast 23 Uhr ist, is der Bahnhof voll mit Menschen.
Nach dem ich die Sicherheitskontrollen hinter mich gebracht hab suche ich mir ein Plätzchen in einer Ecke und warte erst mal ab.
Ich nutze die Wartezeit um ein wenig im Lonley Planet zu schmökern und stolpere dabei über die verschiedenen Kategorien der Plätze in den Zügen.
Ich hab das billigste Ticket gekauft das es gab…..für 12 Euro knapp 11 Stunden „Slow Train“ „Hard Seat“….
Ich zitiere mal was in meinem Reiseführer dazu steht:
„Harte Sitze sind zwar gepolstert, aber meist hart an der Grenze zum Ertragbaren; sie sind häufig dreckig, laut und auf langen Strecken schmerzhaft.
Da sich die Einheimischen meist nichts anderes leisten können, sind die Anteile immer überfüllt.“
Na das kann ja ein Spaß werden.
Als der Weg zum Bahnsteig endlich frei gegeben wird, gehe ich mit der Masse an Menschen zum Zug.
Der Zugbegleiter ist anscheinen ein Komiker, weil er mich begrüßt und einen Witz nach dem anderen reißt.
Der einzige der die spitzen Sprüche nicht versteht bin ich.
Im Zug ist es wirklich mehr als voll und natürlich muß ich um an meinen Platz zu kommen mit meinem Riesen Rucksack einmal durch den gesamten Wagon.
Ab der Hälfte der Strecke (ich hab schon etlichen Leuten versehentlich meine Schuhe die außen an meinem Backpack baumeln ausversehen ins Gesicht gehauen) setze ich den Rucksack ab und halte ihn mit beiden Armen über meinen Kopf.
So schaffe ich es ohne mir weitere Minuspunkte bei den anderen Reisenden einzufangen bis zu meinen Platz.
Dummerweise sitzt da schon Jemand.
Nach dem ich auf meiner Fahrkarte gezeigt hab, das hier eigentlich mein Platz ist, macht der Chinese sofort Platz und ich werde freudig begrüßt.
Dummerweise spricht keiner meiner Mitreisenden auch nur ein Wort englisch.
Auch quetschen sich gerade mit mir 7 Leute auf die 6 Platze.
Der Zug ist wirklich stoppen voll, viele haben sogar ihre eigenen kleinen Klappstühle mit gebracht auf denen sie es sich im Gang und zwischen den Sitzen so gut wie möglich bequem machen.
Und zwischen den gut und gerne 100 Chinesen falle ich natürlich auf wie ein bunter Hund.
Alle schauen mich an, tuscheln und lachen sich kaputt als der Zugbegleiter zu mir kommt und wieder irgend welche Sprüche reißt.
Plötzlich fängt einer meiner Mitreisenden an zu telefonieren und nach nem kurzen Gespräch reicht er mir sein Handy.
Ich nehme es und sage freundlich „Hello“ zu der Person am anderen Ende der Leitung welche mit.
„What’s your name?“ antwortet.
Wie ich es in der Schule vor vielen Jahren von Frau Hahn und Frau Treciak gelernt habe antworte ich im feinsten Schulenglisch „My name is Patrick.“
(Das „I come from Königerode. “ spar ich mir.)
Und gebe das Telefon wider seinem Besitzer zurück.
Binnen Sekunden weiß der halbe Zug wie ich heiße und nachdem ich auf der Karte meines Handys zeige aus welchem Land ich komme steigt die Begeisterung ins unermessliche.
Fast ne halbe Stunde muss ich jetzt für Fotos hinhalten weil anscheinend jeder wenigstens ein Bild brauch auf dem er zusammen mit dem Typen mit der großen Nase und den Kulleraugen in die Kamera lächelt und das Peace Zeichen macht.
Anschließend werden mir alle möglichen Fotos gezeigt und auch ich kann mit meinen Reisefotos ein wenig angeben.
Nach einer Stunde hat sich der Trubel um meine Person endlich gelegt und ich schaffe es endlich ein wenig in dem Buch, das ich mir in Ulaanbaatar runtergeladen hab zu schmökern.
Auch hier ist es natürlich selbst verständlich, das gelegentlich jemand vorbei kommt, auf mein Handy starrt und über die alberne Schrift lacht.
Es ist etwa 2 Uhr nachts als ich versuche ein wenig zu schlafen.
Leider mit mäßigen Erfolg, weil wirklich alles zu eng und zu hart ist.
Irgendwann hat die Frau die neben mir sitzt erbarmen und setzt sich auf den Boden, so daß ich mich auf 2 Sitzen breitmachen kann und wirklich ein wenig schlafe.
Auch sonnst werde ich von den Anderen gut versorgt weil Getränke und Knabbereien grundsätzlich mit mir geteilt werden.
Als nur noch knapp 2 Stunden zu fahren sind steigt eine Frau die neben mir saß aus.
Dafür teile ich mir ab jetzt meinen Platz mit einem alten Chinesen, dessen letzte Dusche schon ein paar Tage zurück liegen muss außerdem hat er so ein strahlend braunes Lächeln das man wirklich zwei mal hinschauen muss ob es wirklich Zähne sind oder ob er sich ne Reihe blasser Kaffeebohnen in den Mund geklebt hat.
Nett ist er trotzdem.
Endlich kann ich am Bahnhof in Pingyao aussteige bin ich fast etwas wehmütig als der Zug weiter fährt und mir der halbe Wagon inklusive Komiker Schaffner zum Abschied winken.
Jetzt gillt es aber erstmal hier mein Hostel zu finden.
Heimlich* ?
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Oh vergessen😂
*Es war nicht erlaubt mitgebracht Speisen oder Getränke in der Bar zu verzehren.
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Das mit den Klappstühlen machen wir ab sofort auch – letzte Woche mussten wir von Frankfurt nach Düsseldorf im Zug stehen. Super Idee. Da sieht man mal wieder, dass Reisen bildet.
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