Eigentlich haben wir uns überlegt heute an die Küste zu fahren.
Dann entdecken wir aber im Reiseführer noch ein anderes lohnendes Ziel.
Zum Glück waren die Eltern nicht mit in Laos, sonnst wären sie beim Thema Höhlen warscheinlich doch etwas genervt und hätten mich mit 2:1 überstimmt aber ersten ist es mit der Bahn einfacher die etwa 15 Kilometer entfernten Höhlen zu erreichen und zweitens haben wir in der restlichen Zeit unseres Familien Urlaubes noch oft genug die Gelegenheit ans Meer zu gehen.
Die Zeichen stehen also mehr als nur gut für einen Höhlen Besuch in Malaysia.
Nur einen Katzensprung von unserem Hostel entfernt ist die Haltestelle „Pasar Seni“ und die letzte Haltestelle der Bahn die hier vorbeikommt heißt „Batu Caves“ genau wie unser heutiges Tagesziel. 🙂
Die Fahrt zu dem Höhlen dauert etwas mehr als eine Stunde.
Dafür ist die Haltestelle wirklich nur ein Paar Meter vom Eingang der ersten Höhle entfernt.
Perfekt für Leute, die keine Lust haben zu weit zu laufen.
Seit 1892 sind die Batu Caves eine zentrale Kultstätte der Hindus, die hier in Malaysia leben.
Auch wenn in diesem Land nur etwa 6,3% der Bevölkerung Hindus sind, fühlen wir uns hier ein wenig wie in einer light Version von Indien vor.
Die erste Höhle, die wir besuchen ist auch ganz anders als alle, die ich bis jetzt besucht hab.
Überall sind bunte Figuren und die Wände sind als passende Kulisse zu den Figuren bemalt.
Die Beleuchtung sorgt dann noch zusätzlich dafür, daß man sich fühlt als wandelt man durch riesen Ausstellung, die vom Leben und Mythen der Hindu erzählt.
Nach dem wir diese Höhle ausgiebig erkundet haben schauen wir uns weiter in der näheren Umgebung um.
Und neben einem kleinen Hindu Tempel kommen wir auch an eine riesige Treppe.
Eigentlich sind wir ein paar Tage zu früh, weil überall Vorbereitung für ein großes Fest, das nächste Woche hier stattfindet im gange sind.
Wobei großes Fest, anscheinend schon fast untertrieben ist.
Weil es sich bei dem Thaipusam-Fest um das große Hindufest außerhalb Indiens handelt, bei dem über eine Millionen Gläubige in einer bunten Prozession zu den Höhlen pilgern.
Ich hab in einer ruhigen Minute mal meinen Freund Google nach dem Thaipusam-Fest befragt und was ich gefunden hab lässt sich in kurz etwa so lesen:
Es ist ein schaurig-schönes Ritual und definitiv nichts für zarte Gemüter. Die Pilgerer bohren sich silberne Spieße durch Wangen und Zungen oder reich verzierte Nadeln in Stirn und Augenbrauen. Andere durchstechen ihre Rücken- und Brusthaut mit unzähligen Haken, an denen sie pralle grüne Limonen hängen.
Den Formen der seligen Selbstfolter scheinen keine Grenzen gesetzt.
Die spitzen Werkzeuge der Qual symbolisieren den Vel, den magischen Speer des Murugan, und die Schmerzen sind Ausdruck des Glaubens, der Buße, der Hingabe an den Sieger über das Übel. Mit den Spießen durch Wangen und Zungen unterbinden die Pilger die Versuchung, ihre Meditation während der Prozession durch überflüssiges Geschwätz zu unterbrechen.
Die Königsdisziplin der Kasteiung ist jedoch das Tragen einer Kavadi: Das ist ein opulent mit Pfauenfedern und goldenen Götterbildern verziertes Metallgestell wie ein Reifrock, nur dass es den ganzen Körper umgibt. Was wie ein wunderschönes künstlerisches Gebilde aussieht, ist durch lange Spieße, die dem Träger in die Haut stechen, ein Marterinstrument.
Wenn man das so liest ist es glaube ich gar nicht so schlimm, das wir das riesige Spektakel verpassen.😮
Immer hin bekommen wir aber eine kleine Kostprobe von dem was hier in ein paar Tagen ab geht.
Das es jetzt schon hier nur von glauben Hindu wimmelt habe ja schon mal kurz angedeutet.
Am Fuß der riesigen Treppe, die rauf zur Haupthöhle (Light Cave) führt ist besonders viel los und mitten in dem Gewimmel kann man einen Mann mit einem riesigen „Bild“ auf dem Kopf (nach der Google Suche weiß ich ja jetzt das es sich um ein Kavadi handelt.)
Zum Rhythmus einiger Trommler tanzt bevor er sich wenig später die Treppen zum Tempel rauf Quält.
Einige Helfer unterstützen den Man, dem zusätzlich noch eine Ladung Haken an denen Limetten baumeln in den Rücken gestochen wurden.
Und man kann sehen, das er unglaublich viel Kraft aufbringen muß und mit jeder der fast 300 Treppenstufen zu kämpfen hat um nach oben zum Tempel zu gelangen.
Wir starten etwas später mit dem Aufstieg, der es schon ohne all diese Last in sich hat.
Nach 204 Stufen sind wir zwar immer noch nicht oben in der Haupthöhle aber hier geht es links zum Eingang einer anderen Höhle der „Dark Cave“.
Diese riesige Höhle kann nur im Zuge einer Führung besucht werden.
An welcher wir auch spontan teilnehmen.
Bestens ausgerüstet mit Helm und Taschenlampe stiefeln wir in einer kleinen Gruppe los um das innere der Höhle zu erforschen.
Dunkel ist es auf jeden Fall und um die Fledermäuse nicht zu stören ist auch nur ein Teil der Höhle für Besucher freigegeben.
Außerdem gibt es ein paar Regeln, die eingehalten werden müssen, so dürfen wir zum Beispiel nicht an sie Decke leuchten und mit Blitzlicht fotografieren ist auch ein absolutes no go.
Die Frau, die die Führung leitet wird von meinem Vater ziemlich schnell unter der Gattung der Hautatmer* eingestuft was im Prinzip als positiv gewertet werden kann, weil sie uns mit unglaublichen vielen Informationen versorgt und man auf jeden Fall merkt, daß ihr der Job Spaß macht und ihr wirklich am Schutz und Erhalt der Höhle und der darin lebenden Tierwelt etas liegt.
Nach der etwa 45 minütigen Führung durch die Wohnstube der Fledermäuse und der angeblich seltensten Spinne der „Liphistius batuensis“ der Gattung der Falltürspinnen, lautet unser Fazit: Muss man gesehen haben!
Nach der Besichtigung schauen wir uns natürlich noch die Höhle mit dem Hindu Tempel an, wo bei ich ehrlich zugeben muss, das mich diese nicht wirklich von den Socken haut.
Langsam haben wir auch genug gesehen und nach einer kleinen Stärkung (natürlich bekommt man hier nur indische Gerichte und natürlich müssen wir diese mit den Fingern essen) geht es zurück in die Stadt.
Wir müssen auch langsam unsere weiter Reise organisieren.
Da an der Ostküste im Moment Monsunzeit angesagt ist, haben dort fast alle Unterkünfte und Geschäfte geschlossen.
Also steht schon mal fest, daß wir die Westküste bereisen werden wobei hier die Auswahl an lohnenden Zielen recht überschaubar ist.
Wir entscheiden uns erstmal für Pulau Pangkor, eine kleine Insel, die etwa 200 km nördlich von Kuala Lumpur liegt.
Um dort hin zu gelangen brauchen wir aber erstmal ein Zug Ticket in die Stadt Ipho, von wo aus wir dann versuchen wollen irgendwie weiter zu kommen.
Also verlassen wir am Abend unser Guesthouse (das „Birdnest Guesthouse 2“ ist übrigens echt zu empfehlen)
Um eine Zug Ticket für den morgigen Tag zu ergattern.
Am Hauptbahnhof finden wir nach einigen fragen auch den Schalter an dem die Fahrkarten verkauft werden.
Das war einfach!
Wir möchten nach Ipoh und nach dem wir einen passenden Zug gefunden haben gehe ich an den Schalter um die Tickets zu kaufen.
An Stelle der Karten bekomme ich aber eine Nummer.
Ich ahne schlimmes als ich diese bekomme, Nummer ziehen heißt immer warten.
So ist es dann auch, zusammen mit etwa hundert anderen sitzen wir in einem Warteraum und warten……
….warten….
….warten….
….warten….
….warten…
….warten….
….warten….
….warten…..
….warten…..
Über eine Stunde sitzen wir hier und noch dazu ziemlich hungrig.
Bis es endlich soweit ist.
Am Schalter dauert es dann nicht mal eine Minute bis wir unsere Fahrkarten in der Tasche haben.
Jetzt erst mal was essen!
Um den erforderlichen Kauf zu Feier und weil ich keine Lust auf Reis und Nudeln habe gibt es heute kein Streetfood sondern wir gehen Steak essen bei einem Australier.
Alles super! Bis sie Rechnung kommt.😅
Aber gut, gerade mit seinen Eltern sollte man ja gelegentlich königlich speisen gehen.
*Wenn man es schafft ununterbrochen zu reden und dabei keine Pause zum Luft holen benötigt wird diese Person auch gerne mal von der Fam. Jobst als Hautatmer bezeichnet.
Wie ich mal beim Lesen und Bilder-betrachten fast ohnmächtig vom Stuhl gefallen bin …
Bitte keine solchen qualvollen und blutigen Geschichten und Bilder ohne Warnung sowie vor der 22:00-Uhr-Grenze !
Ein zartbesaiteter Mafioso.
P.S.:
Als Hautatmer kann man sich übrigens möglicherweise für den Darwin-Award qualifizieren, wenn man ertrinkt, weil die Haut Aktivitäts-bedingt durch Schweißtröpfchen übersäht ist 😉
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Ich hab eigentlich auch ein Video hochgeladen aber anscheinend hat es nicht funktioniert.
P.S. Deshalb kommen Hautatmer oft in Höhlen vor, da ist die Wahrscheinlichkeit zu schwitzen geringer als in der prallen Sinne.
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Jobsti und seine prallen Sinne … *lol*
Außerhalb der Höhlen vermeiden die Hautatmer vermutlich einfach pralle Sonne (man sorge für durchwachsenes bis schlechtes Wetter) und/oder Anstrengungen (z.B. nur bergab Laufen), die zur Schweißbildung führen könnten (gemeinhin – Gerüchten zu folge – auch als „Sport“ bezeichnet).
Davon abgesehen, scheint es auch noch temporäre Hautatmer zu geben, wo dieses Phänomen nur situativ zu beobachten ist: http://project-82.blogspot.de/2014/07/tag-054-gipfeltreffen-vom-opfer-zum.html
Ich rede natürlich NICHT vom gemeinen Alpensalamander (https://de.wikipedia.org/wiki/Alpensalamander), der aber immerhin einen Verwandten 3. Grades besitzt, der selbiger frönt: Der Lungenlose Salamander (https://de.wikipedia.org/wiki/Lungenlose_Salamander) ist einer dieser Typen – aber auch nicht der für übermäßige Durchblutung in Schweizer Ohren sorgende 😉
DerPate.
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